So vermeidest Du Glasmüll


Glas ist eine umweltfreundliche Alternative zu Plastik. Doch auch hier kommt es auf das Maß an – je weniger Glas wir verwenden und wegwerfen, desto besser. Wir haben mal aufgeschrieben, wie man Glasmüll vermeiden kann.

1) Produkte in Mehrweggläsern kaufen – und nicht in Einweggläsern

Glas ist nicht gleich Glas: Manche Produkte sind in Mehrweggläsern erhältlich, andere in Einweggläsern. Mehrweggläser erkennst Du oft daran, dass Du ein Pfand in Höhe von 8 oder 15 Cent auf sie zahlst. Dieses bekommst Du wieder, wenn Du das Glas im Geschäft zurückgibst. Zudem ist auf dem Etikett meist ein Label abgedruckt, das signalisiert, dass es sich um eine Mehrwegflasche handelt (siehe Abbildung links).

Mehrweggläser werden so wie sie sind wiederverwendet - bis zu 50 Mal, bevor sie ins Recycling wandern. Die Flasche wird also einfach neu befüllt. Einweggläser dagegen wandern direkt ins Glasrecycling, werden eingeschmolzen und zu neuen Gläsern gegossen. Da der Schmelz- und Gußprozess sehr energieintensiv ist, haben Einweggläser eine sehr viel schlechtere CO2-Bilanz. 

Dies heißt übrigens auch: weniger Alkohol trinken :) Denn Wein und Spirituosen gibt es oft nur in Einwegflaschen (Ausnahmen, die die Regel bestätigen, findet Ihr etwas weiter unten).


Folgende Produkte sind in Mehrweggläsern erhältlich:

Milchprodukte wie Milch, Sahne, Joghurt, Quark, Creme fraiche, Sauerrahm, Schmand. Milch, Joghurt und Sahne gibt es aus konventioneller und aus Bio-Erzeugung, die anderen Produkte sind im Pfandglas leichter aus Bio-Erzeugung zu finden, es gibt sie aber auch aus konventioneller Herstellung. Frischkäse im Mehrweg-Pfandglas ist uns von der Hofgemeinschaft Heggelbach (Bodensee) und vom Lindenhof Werra (Nähe Göttingen) bekannt. Vielleicht gibt es ja auch in Eurer Nähe einen kleinen oder großen Hersteller mit einem Herz für Pfand.

Vegane Ersatzprodukte für Milch, Sahne, Joghurt, Creme fraiche, Sauerrahm, Schmand, Tofu, Mozzarella, Frischkäse (etwa von den Marken Soyka und Cashewrella, z.B. im Unverpackt-Laden erhältlich)

Getränke wie Wasser, Limo, Bier, Saft & Sirup (letzterer etwa von Holunderwunder), Apfel- und Birnendicksaft von Beutelsbacher.

• Schokocreme, Ketchup, Tomatenpassata, Kokosöl, Nussmuse, Fruchtpüree. Vom Unverpackt-Verband, in Deinem Unverpackt Laden und teilweise auch im Biomarkt.

Wein. Hier sind uns die „Becco“-, "Le Corbeau"-, "Pfandskerl"- und die „La Soleà“-Linien von Riegel Bioweine bekannt, die in 1-Liter-Mehrwegflaschen ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten (erhältlich z.B. bei Alnatura oder vielleicht auch in Deinem Unverpackt-Laden).

Kaffee. Ja, gibt es mittlerweile auch in Pfandgefäßen, nämlich von Truesday, einer Berliner Rösterei für fairen Bio-Kaffee, und KarmaKollektiv, einer ... ähm ... Berliner Rösterei für fairen Bio-Kaffee - und Tee.

Hirse, Nüsse, Linsen, Reis usw. usf. gibt es mittlerweile bei Alnatura von verschiedenen Herstellern im Pfandglas. Ganz ehrlich: Auch wenn dies ein Fortschritt gegenüber Kunststoffverpackungen sein mag, empfehlen wir, diese Produkte im Unverpackt-Laden zu kaufen (so Du einen in Deiner Nähe hast). Dort kannst Du nicht nur die gewünschte Menge abfüllen, Du ersparst der Umwelt auch die ganze Glas-Logistik. Emissionssparender als Mehrweggläser herzustellen, zu befüllen, zu transportieren und zu reinigen ist es, Dein eigenes Gefäß zu befüllen und dem Produkt zahlreiche Wege zu ersparen.


Mehrweg-Bonus: Wenn Du Produkte in Mehrwegbehältnissen kaufst, unterstützt Du damit das deutsche Mehrwegsystem. Der Anteil an Mehrwegflaschen ist in Deutschland nach wie vor rückläufig, auch, weil KundInnen Mehrweg zu wenig nachfragen (also kaufen). Nutze Deine Stimme als KonsumentIn!





2) Flüssiges selber abfüllen

Natürlich kann man vorhandene Gläser auch immer wieder befüllen und so Glasmüll vermeiden. 

Das heißt: Flüssigkeiten lose kaufen, und zwar an diesen Orten:

  • Im Unverpackt-Laden. Dort bekommst Du Speiseöle, Essig, Essigessenz, Kokosöl oder -fett und Senf zum Abfüllen. Manche Unverpackt-Läden bieten auch Spirituosen oder Säfte an. Und natürlich bekommst Du dort auch Putz- und Reinigungsmittel sowie Körperpflegeartikel. Putzmittel sollte man eigentlich nur in eindeutig gekennzeichnete Behältnisse, bei denen es sich nicht um typische Lebensmittelverpackungen handelt, abfüllen. Aber hey, frag mal Deinen Unverpackt-Laden.
  • Auf dem Wochenmarkt: Fruchtsäfte von Obstbauern in Deiner Nähe.
  • Am Milchautomat: Kuhmilch.
  • Im Hofladen: Fruchtsaft, Most, Spirituosen.
  • Feinkostläden wie „Vom Fass“: Speiseöl, Essig, Spirituosen.
  • Im Weinhandel: Wein. Das ist nicht oft der Fall, aber es gibt Weinhändler, die einfache Tafelweine aus dem Fass heraus verkaufen.

Foto: monomeer.de | Blick ins "Lose", Dresden





3) Produkte in Konservengläsern vermeiden

Marmelade, Gewürzgurken, Apfelmus: alles typische Produkte, die in Konservengläsern verkauft werden. Da diese aber Einweg- und keine Mehrweggläser sind, lautet unser Vorschlag: möglichst vermeiden. Dies spart zum einen viel Glasmüll, zum anderen auch noch eine Menge Plastik, da die Verkaufseinheiten, die Dein Einzelhändler vom Großhandel bekommt, meist noch in Plastik eingeschweißt sind.

Die leidige Lösung heißt dann allerdings: Selbermachen. Das Tröstliche daran: Marmelade, Sauerkraut, Tomatensauce, Gemüse, Schokocreme, Nussmus, Fruchtmuse, Obstkonserven usw. usf. bekommt man eigentlich ganz gut selbst hin. Obendrein macht es Spaß, sich selber Nahrungsmittel zu basteln und eine bunte Reihe Sommer im Regal stehen zu haben, und man kann die Rezepte variieren.

Wer bei sich wirklich kein DIY-Talent erkennen mag oder wer nur Marmelade aber um Himmels Willen kein Apfelmus kann, mag vielleicht mit anderen tauschen – gegen andere Konserven oder aber gegen lebensmittelferne Dienstleistungen wie die Katze ausführen oder den Abwasch erledigen.

Manche komplizierte Dinge wie Einlegegurken bekommt man sogar ab und zu lose auf Wochenmärkten oder im Supermarkt.

Foto: monomeer.de




4) Einweggläser weiterverwenden

Du hast doch eine ganze Menge Einweg- und Konservengläser zu Hause und überlegst, wie Du sie weiterverwenden kannst? 

Diese Ideen haben wir:
Gläser für den losen Einkauf verwenden: Dies schließt an Punkt 3 an, Gläser und Flaschen einfach immer wieder zu befüllen – ob nun mit flüssigen Lebensmitteln, Rieselware wie Reis und Nudeln oder mit Süßigkeiten. Weißglas eignet sich für die Vorratshaltung sowieso sehr gut, da man durchgucken und gleich sehen kann, wieviel noch von welchem Produkt da ist.

• Dies führt uns zur nächsten Idee: Verwende Deine Gläser für die Aufbewahrung von allem möglichen. Nicht nur Lebensmittel kannst Du darin verstauen, sondern auch Kosmetik, Knöpfe, Saatgut, Bleistiftstummel und die Pfandmarken aus Deiner Lieblingsdisco, die Du Anfang 2020 in Deiner Hosentasche gefunden hast und seitdem nicht zurückgeben konntest.

• Vielleicht kannst Du kleine Gläser auch für die Aufzucht Deiner Setzlinge verwenden. Dies ist nicht ganz untricky, da Gläser kein Ablaufloch haben und so schnell Staunässe im Wurzelballen entstehen kann. Die Setzlinge lassen sich zudem schlecht aus den Gläsern herausholen. Aber wenn Du absolut zu viele Gläser hast und absolut keine anderen Anzuchtgefäße, go for it.

Weitere sinnvolle Ideen, wie Gläser zum Einfrieren verwenden, Vasen daraus basteln oder To-Go-Geschirr daraus machen, findest Du zum Beispiel hier.

Du hast immer noch zu viele Gläser? Dann gib sie in Deinem Unverpackt-Laden ab. Fast jeder von ihnen hat ein Körbchen mit gespendeten Gläsern, die von KundInnen gerne für den Einkauf genutzt werden.

Foto: monomeer.de | Gläserabgabe im "Day by Day", Strasbourg




5) Bei Kosmetik in Glasverpackungen sparsam sein


Plastikfreie Kosmetik ist nach wie vor ein schwieriges Thema, unverpackte erst recht. Gesichtscremes zum Beispiel sind unseres Wissens nach einfach nicht lose erhältlich, sondern höchstens in Glasverpackungen. Die Lösung besteht hier darin, weniger zu verwenden. 

Unsere Ideen dazu:
Feuchtigkeitscreme durch Fette oder Öle ersetzen. Zugegeben, dies wird nicht alle Gesichtshäute zufrieden stellen. Wer zu unreiner Haut neigt, bei denen führen Fette und Öle leichter zu Pickeln. Zudem ist Fett auch immer noch etwas anderes als Feuchtigkeit. Kokosöl beispielsweise gilt zwar als Allrounder in der Hautpflege, durchfeuchtet die Haut aber einfach nicht so gut. Ein Versuch sind Kokosöl, Mandelöl, Arganöl, Sheabutter und Jojobaöl – in größeren Gebinden oder lose gekauft – vielleicht dennoch wert.

Ampullenpflege vermeiden. Zwar sind die kleinen Glasröhrchen, die man aufbricht und die hochkonzentrierte Pflege enthalten, plastikfrei, aber in Bezug auf die enthaltene Menge sind sie sehr verpackungsintensiv. Daher lieber nicht verwenden, wenn man Glasmüll vermeiden möchte.

Pflegeroutine minimalisieren. Schaut man „beauty routines“ auf youtube an, kommt einem angesichts teils 40-teiliger Pflegeroutinen das kalte Grauen. Nicht nur haben Menschen mit einer solchen To-Do-Liste im Bad offenbar zu viel Zeit, sondern auch einen vollen Mülleimer. Statt also Toner, Pickelstift, Vitamin-C-Serum, Hyaluron-Serum, Gesichtsmaske, Peeling, Augencreme, Glow Drops, Foundation, Highlighter und Setting Spray zu benutzen (und zwar alles auf einmal), wäre zu überlegen, ob eine einfache Tagespflege oder ein Sonnenschutz reichen.

Kosmetik in Mehrwegflaschen. Ja, auch das gibt es jetzt – von Sea Me, einer Hamburger Firma, die zum aktuellen Zeitpunkt bei Rewe und Budni Flüssigseife, Händedesinfektion und Spüli im Mehrweg-Pumpspender anbietet. Die Produkte sind nicht bio und leider wird der Pumpspender nicht wiederverwendet. Es entsteht also weniger Glas-, aber dafür Plastikmüll. Daher empfehlen wir nach wie vor den Einkauf im Unverpackt-Laden.

Foto: monomeer.de




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