Zero Waste im Urlaub


Im Urlaub wollen wir ja gerne entspannen, uns etwas gönnen und mal fünfe grade sein lassen. Aber gerade als Reisende tragen wir Verantwortung - gegenüber unserem Planeten und gegenüber anderen Mitreisenden. Zero Waste muss es dabei gar nicht immer sein; ein bißchen Müll vermeiden hilft auch schon! Hier sind einige Tipps.


Beim Reisen ist vieles anders

Um im Urlaub Müll zu vermeiden, ist es vielleicht grundsätzlich hilfreich zu wissen, dass man in fremden Umgebungen meist aus der eigenen Komfortzone geworfen wird. Selbst wenn man zu Hause aktiv Müll vermeidet, muss das nicht heißen, dass dies im Urlaub genauso leichtfällt. Das hängt nicht nur von den Gegebenheiten an dem Ort ab, an dem man Urlaub macht, sondern auch davon, wie sehr man fähig ist, für sich außerhalb der von zu Hause gewohnten Wege, Ausrüstung und Einkaufsadressen eine basale Müllvermeidungsroutine aufrechtzuerhalten.

Vorbereitung hilft dabei sehr - vor allem, was die Packliste für den Urlaub betrifft, aber vielleicht eignet man sich rechtzeitig auch schon ein paar Vokabeln an ("ohne Trinkhalm bitte!") oder schaut, ob es vor Ort einen Unverpacktladen gibt. Tröstlich: Im Urlaub hat man mehr Zeit, kann sich also auch Zeit für den Umweltschutz nehmen. Dann gelingt es vielleicht nicht nur, die Routinen von zu Hause im Urlaub durchzuhalten, sondern sich auch ganz neue anzueignen.

1) Einen Stoffbeutel mitnehmen

Egal wo auf der Welt man ist (die Polkappen, Kenia und Los Angeles mal ausgenommen): Mit großer Wahrscheinlichkeit bekommt man beim Einkaufen Plastiktüten zur Verfügung gestellt. Auf der ganzen Welt werden pro Jahr etwa 1 Billion Plastiktüten verbraucht. Das ist ganz schön viel! Eine der leichtesten Übungen für jede/n TravelerIn und Müllvermeidungsstrategie Nummer Eins ist daher: immer eine eigene Tasche dabei haben.

Das kann Euer Rucksack sein oder Eure Fahrradtasche. Und wenn die mit Tablet, Regenjacke und Sonnencreme schon voll sind? Dann gibt es noch den guten alten Faltbeutel. Der nimmt kaum Platz weg, wiegt nicht viel und ist soooo praktisch. Denn damit kann man nicht nur Einkäufe transportieren, sondern auch die Sachen für den Strand oder zusätzliches Handgepäck. Wer auf Andenken steht, kauft sich halt eine schöne Stofftasche aus einem schicken Museum oder so. Macht sich auch zu Hause in der Edeka-Schlange gut.

Im Übrigen ist es auch keine Entschuldigung, dass man die Plastiktüte für die nasse Badebekleidung benötigt. Diese könnt Ihr auch in Euer Handtuch einwickeln. Beides sollte ja ohnehin bald zum Trocknen aufgehängt werden.




2) Deine eigene Tasse mitnehmen

Das mit dem Beutel ist recht simpel. Schon schwieriger: Auf Einwegverpackungen verzichten. Dazu gehört auch der allgegenwärtige Coffee-to-go-Becher. In anderen Städten und Ländern gibt es eventuell kein Kreislaufsystem wie ReCup. Wie wäre es daher mit einem Thermobecher oder einer Emailletasse? Die sind relativ leicht und gehen auch nicht kaputt und können auch als Eisbecher - anstelle von Pappbechern- benutzt werden. Flug- und Zugbegleiter und die Leute hinterm Tresen von Kaffeebars akzeptieren mitgebrachte Becher inzwischen ohne oder zumindest ohne größeres Augenrollen. 

Das Gleiche gilt natürlich auch für Wasserflaschen. Wasser aus dem Hahn in Deine Flasche abfüllen – okay, dass geht nicht überall auf der Welt. Aber in vielen Regionen Europas und des Westens, in Teilen des Mittleren Ostens und Südamerikas ist das überhaupt kein Problem. Leitungswasser unterliegt meist strengeren Hygienekontrollen als Flaschenwasser, ist also oft besser. Es schwemmt kein hormonveränderndes Bisphenol A aus, so wie Plastikflaschen dies gerne tun. Und billiger ist es auch.

Komplettiert wird Deine Ausrüstung durch 

  • wiederverwendbares Besteck (zum Klappen oder als Spork), 
  • wiederverwendbare Trinkhalme (wenn Du so etwas überhaupt benötigst), 
  • ein Taschenmesser 
  • und, falls Du nicht firm in alternativen Flaschenöffnungstechniken mit Augenbrauen, Zähnen oder Tischkanten bist, einen Flaschenöffner
  • Ungemein praktisch ist auch ein Bienenwachstuch oder eine Brotdose. Da kommt erst der Reiseproviant rein, später im Urlaub Snacks vom Markt oder aus dem Unverpackt-Laden. Wir empfehlen ein Bienenwachstuch, da es kaum Platz wegnimmt. Aber Achtung: Im Deckelfach vom Wanderrucksack macht es sich aufgrund der Schmelzgefahr bei Hitze wiederum nicht so gut.
  • Falls noch Platz im Gepäck ist, darf vielleicht noch eine Stoffserviette oder ein Geschirrtuch dazukommen. Das kann man zum Einwickeln von Brot, als Serviette oder als kleine Tischdecke verwenden.

Foto: monomeer





3) Equipment gebraucht kaufen

Funktionskleidung ist toll! All die Coolness und die schönen Farben, und was die Sachen alles können! Ja ja, wir Reisende sind manchmal wie Smartphonebesitzer. Kaum gibt es ein neues Modell, muß es gekauft werden. Das alte ist erst ein, zwei Jahre alt? Was solls. Schade nur, dass dadurch riesige Müllberge entstehen.

Manchmal werden abgelegte Schlafsäcke für Obdachlose gespendet. Über diese Art des Recyclings kann man streiten, doch so nett die Geste gemeint ist: Besser wäre es, die Schlafsäcke wären gar nicht erst gekauft worden. Eine umweltfreundliche und zudem günstige Möglichkeit ist daher gebrauchtes Equipment, denn das ist ohnehin schon da. Ob Rucksack, Zelt oder Softshell – vieles findet Ihr bei unserem guten alten Freund Ebay, in Tauschbörsen von Outdoor-Ausrüstern oder in Reiseforen. 

Im Übrigen kann man sich auch Sachen leihen – unterwegs in Outdoorgeschäften oder schon zu Hause über Online-Verleihportale. Für längere Trips sicher nix, aber für kurze allemal.


Foto: monomeer




4) Kunstfasern vermeiden

Generell lohnt es sich auch, Funktionskleidung noch einmal neu zu denken. Seit es Goretex und Co. gibt, fragen wir uns ja, wie die Leute früher bloß den Mount Everest hochgekommen sind. Die Antwort: Wolle. Die ist fast genauso funktional wie Kunstfaser – wärmend, feuchtigkeitsleitend und antischwitz, nur eben leider nicht wasserdicht. Dafür einfacher zu entsorgen und mit weniger Chemikalien hergestellt.  

Statt ein neues Funktions-T-Shirt zu kaufen, lohnt es sich daher, nach Kleidung aus Wolle oder Wolle-Seide-Gemisch Ausschau zu halten. Die gibt es etwa von Funktion Schnitt, dem Finkhof und Duckworth (USA), um nur einige mickrige Beispiele zu nennen. Achtung: Häufig wird Funktionskleidung aus Wolle in China hergestellt (etwa von Icebreaker). Wer keine Regimeware kaufen möchte, sollte auf einen demokratischen Herstellungsort achten. 

Auch bei Reisehandtüchern sollte man im Kopf behalten, dass Mikrofaserhandtücher zwar leicht sind und schnell trocknen, bei der Handhabung und beim Waschen jedoch Mikroplastik verlieren. Wenn es das Gepäck hergibt, lieber ein normales Handtuch oder ein dünnes Tuch aus Baumwolle zum Abtrocknen mitnehmen.


Foto: monomeer




5) Dran denken bei Andenken

Kostenlose oder gekaufte Andenken, die einem als Reisenden in den Rucksack geraten, sind sehr verlockend. Zum Beispiel die kleinen Gästeseifen in schrägen 70er-Jahre-Verpackungen, die man in amerikanischen Motels immer bekommt. Aber die zehnten Hotelschlappen, bloß weil sie aus Bangkok sind, die Infobroschüren, die man zu Hause ins Fotoalbum kleben will („das guck ich mir bestimmt noch mal an!“) oder der Werbe-Trinkbecher von Deinem ersten Baseballspiel – och nööö.

All die Sachen, die Ihr unterwegs einheimst, werden mit der Zeit nicht nur unheimlich schwer im Rucksack. Mit großer Wahrscheinlichkeit stauben sie zu Hause nur ein. So ganz nebenbei entsteht über kurz oder lang eine Menge Müll. Reisen heißt doch auch Decluttering, oder? Und zwar sowohl mental als auch gegenständlich. Daher: Das Beste, was Ihr von Euren Reisen mit nach Hause nehmt, sind Eure Erinnerungen. Genießt den Augenblick. Nehmt Euch alle Zeit der Welt zum Anschauen, Schmecken und Riechen. Macht um Himmels Willen Fotos. Aber diese ganzen Gimmicks? Die lasst ruhig da. Sie sind zu Hause gar nicht mehr so interessant, wie man annimmt.


Foto: monomeer




6) Zero Waste-Kosmetik unterwegs


Was man auf Reisen mitnimmt, soll vor allem praktisch sein. Aber zu vielen Produkten gibt es eine müllärmere Alternative mit demselben Komfort. Bei monomeer findet Ihr viele Produktalternativen, die sich gut für die Reise eignen, etwa

  • Zahnputztabletten (abzählbar und auslaufsicher)
  • Hüllen für die Zahnbürste
  • eine Zahnbürste, die theoretisch auch ohne Zahnpasta funktioniert
  • feste Mundspülung für den Urlaubsflirt
  • Seifendosen
  • eine kombinierte Seife für Haare und Körper
  • Wäscheseife für die Handwäsche zwischendurch
  • ein wiederverwendbares Ohrenstäbchen, damit Du nicht so viele Wegwerfwattestäbchen mitnehmen musst
Überlegenswert ist, welche Produkte mehrere Zwecke erfüllen können. Du kannst Dir zum Beispiel Kokosöl in ein kleines Glas abfüllen und es zum Eincremen für Gesicht und Körper, zum Ölziehen und als minimalen Sonnenschutz verwenden.

Ein Produkt einsparen kannst Du zudem, indem Du statt einer Haarseife einen Shampoobar mitnimmst. Dann benötigst Du keine saure Rinse, und der Shampoobar ist so pflegend, dass Du auch keinen festen Conditioner brauchst.

Mehrwegprodukte helfen natürlich sowieso, das Gepäck klein zu halten und trotzdem auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, siehe etwa die Menstruationstasse oder das Stofftaschentuch.

Überhaupt ist das Reisen doch eine prima Gelegenheit, den eigenen Kosmetikbedarf zu überprüfen. In Hostels erlebt man  ja manchmal Mädels, die nach Shampoo und Spülung auch noch Haarspray, tausend Cremes, Foundation und fünf Nagellacke auspacken. Die eigene Pflegeroutine auf ein Minimum zu reduzieren, heißt auch, weniger zu tun zu haben - gerade im Urlaub ja eine sehr willkommene Nebenwirkung.

 

Foto: monomeer




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